Mahn, Jule Claudia: entfallen / elude
Mona steht im Wohnzimmer vor der Ahnengalerie. Die Augen wandern die langen Reihen kleiner Rahmen ab. Sorgfältig betrachtet sie ein Gesicht nach dem anderen; viel höfliches Lächeln, meist freundliche Distanz, daneben seltene Ausgelassenheit, ab und zu der schöne Augenblick abwesender Konzentration. »Was bitte«, flüstert Mona, »habt ihr mit mir zu tun – und was ich mit euch?«
Das Verschwinden beginnt unbemerkt. Allmählich, aber stetig werden die Verbindungen zu Personen und Ereignissen gekappt. Versucht Mona einen Gedanken zu halten, entgleitet er ihr ins Diffuse. Dann kehrt die Ruhelosigkeit zurück: Wer bin ich, wenn ich mich an nichts mehr erinnern kann? Ein Schnitt geht längs durch den Text. Monas Geschichte wird durch paralleles Blättern zusammengehalten und so erst lesbar. Auf unterschiedlich breiten, halbtransparenten Seiten überlagern und ordnen sich Häuserfassaden, Wasser, Lüftungsschächte, Zäune und andere Versatzstücke urbanen Raumes immer neu zueinander. Durch die individuelle Rhythmik beidseitigen Blätterns, ergibt sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, durch das Terrain zu wandern. Gleichermaßen entsteht ein Gefühl der Orientierungslosigkeit, denn am Ende wird man den Weg zurück finden müssen.
deutsche und englische Version, dt., Pigmentdruck, Buchdruck, Photopolymerklischees, Linolschnitt, Prägung, Zwei gegenüberliegende, ineinander verschränkte Buchblöcke mit offener Heftung / Mappe, 64 S., 32,6 x 21,5 cm, Aufl. 16, num., sign., Leipzig, 2021, Verwandte Objekte
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