Schäpers, Veronika: BArch, DR 1 / 2385
Mir stellt sich die Frahge »Cancel Culture in der Literatur« sowie die Frage, was eine Prüfung meiner bisher veröffentlichten Texte durch einen Sensitivity Reader ergeben würde. Im Laufe der Recherche stieß ich auf das Druckgenehmigungsverfahren im Verlagswesen der DDR und die Bemühungen vieler Verlagsmitarbeiter, durch geschicktes Argumentieren die Zensur zu umgehen.
Das Ministerium für Kultur schreibt im Bundesarchiv dazu: »Die Verfassung der DDR sah eine Zensur nicht vor.
Tatsächlich erfolgte diese jedoch unter dem Ersatzbegriff der Druckgenehmigung und betraf nahezu die gesamte Buchproduktion.
Ein interessantes Beispiel für eine DDR-Publikation trotz kritischen Inhalts ist der Roman »Wenn ein Reisender in einer Winternacht« des in Kuba geborenen und in Italien aufgewachsenen Autors Italo Calvino. Obwohl
Calvino unter anderem die Zensurbehörde eines repressiven Staates mit ihrem Oberzensor Arkadian
Porphyritsch beschreibt, welche dem System in der damaligen DDR bzw. Sowjetunion nicht unähnlich ist, wird der Roman 1984 im Verlag Volk und Welt veröffentlicht. Dass es zu dieser Publikation in der DDR kommt, lag zum großen Teil an der geschickten Argumentation der Verlagsgutachterin Carola Gerlach und ihrer klugen
Wahl von Sigrid Siemund als Außengutachterin.
Wenn ein Reisender in einer Winternacht, dt., Polymerklischees, Siebdruck, Toshaban-Papier, Mitsumata-Papier, Rayon Papier, Acrylglaskassette, 18 S., 17,4 x 33,3 cm, Aufl. 15 + 8, num., sign., Karlsruhe, 2023
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